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Einen Hauch von Ewigkeit spüren

Wer Sterbende begleitet, wird selbst beschenkt – Fastenpredigt der Hospiz-Vereinsvorsitzenden Christine Denzler Labisch zum Thema „Hilflos vor dem Tod?“

Würzburg (POW) Beim Umgang mit Sterbenden bereitet nicht der Tod an sich Schwierigkeiten. „Der eigentliche Gegner ist die mangelnde Bereitschaft, ihn als Realität in unser Bewusstsein aufzunehmen.“ Das hat Christine Denzler-Labisch, Vorsitzende des Bamberger Hospiz-Vereins, am Mittwochabend, 15. März, im Kiliansdom betont. Bei ihrer Fastenpredigt sprach sie vor rund 200 Menschen zum Thema „Hilflos vor dem Tod?“.


Geburt und Tod gehören zu den elementarsten Erlebnissen des Menschen. Dennoch verdrängten viele, dass beides Schwerstarbeit für Körper, Seele und Geist sei und dazu Unterstützung gebraucht werde. „Kein Mensch käme auf die Idee, eine Frau bei der Geburt allein zu lassen. Aber im Sterben ist der Mensch sehr oft allein.“ Der Abschnitt des Übergangs verlange ein hohes Maß an Zuneigung, pflegerischer Erfahrung, Kraft, Vertrauen, Glauben und Einsatz. „Als Christen sind wir hier in besonderer Weise gefragt.“ Wer einen Sterbenden begleiten will, müsse die Bereitschaft mitbringen, sich auf den Menschen einzulassen, mit ihm zu gehen, ihn beim Ringen und Kämpfen um sein Sterben auszuhalten.


„Wer mit Sterbenden zu tun hat, wird sehr bald merken, dass das auch Arbeit an sich selbst bedeutet.“ Um andere Menschen gut begleiten zu können, sei es unvermeidlich, sich mit dem eigenen Tod auseinander zu setzen. Wer den Gedanken an den eigenen Tod verdränge, sei hilflos und könne nicht gut für einen Menschen sein, dessen Lebensende kurz bevorstehe. „Ich habe gelernt, dass es sinnvoll ist, den Tod als Realität zu akzeptieren. Das macht frei für ein Leben im Hier und Jetzt.“ Wer diesen Schritt getan habe, sei auch fähig, mit einem Todkranken in Beziehung zu treten. Dabei werde der Begleiter oft genauso beschenkt wie der Sterbende. „Ich denke oft an die Situation, als eine todkranke Frau auf meine Frage, ob sie in ihrer Situation nicht wütend, sauer oder unglücklich sei, antwortete: ‚In meiner Situation kann man nur noch lieben.’“


Wichtig sei im Umgang mit Sterbenden, dass man einfach da sei, zuhöre und Nähe schenke. „Ich muss nicht als großer Held vor der Tür des Patienten meine Tränen abwischen. Ein Sterbender spürt ohnehin, wie es mir gerade geht.“ Aus eigener Erfahrung weiß Denzler-Labisch, dass ein Sterbender es positiv auffasst, wenn er beim Gegenüber Hilflosigkeit spürt. „Nur so erlebt er, dass er es mit einem Menschen und nicht mit einer Maschine zu tun hat.“ Schlimmer als der bevorstehende physische Tod sei für viele Menschen die Erfahrung, dass die Besucher sie mieden, weil sie nicht wissen, wie sie mit dem drohenden Tod umgehen sollen. „Als Begleiter müssen wir darauf achten, dass der Kranke die notwendige Achtung erfährt und noch das tun darf, was er tun kann.“ Wichtig ist in den Augen von Denzler-Labisch auch, dem Kranken ein Umfeld zu bieten, in dem er sich wohl fühlen kann, und das die Sinne anregt. Als Beispiel nannte sie ein schönes Wandbild, Lieblingsmusik oder Blumen. „Für einen Gesunden mögen das Banalitäten sein, aber für einen Menschen, der nur noch ein Zimmer als Lebensraum hat, haben diese Dinge unschätzbaren Wert.“


Die verbreitete Angst vor dem Sterben verglich Denzler-Labisch mit den Gedanken, die sich wohl ein ungeborenes Kind im Mutterleib mache: „Ich möchte da bleiben. Hier kenne ich mich aus, fühle mich wohl.“ Mit der Geburt betrete der Mensch eine größere und weitere Welt, die er sich bis dahin nicht vorstellen konnte. „Ähnlich ist für mich das Sterben: Wir werden hineingeboren in eine neue, eine größere, eine ganz andere Welt.“ Die täglichen Erfahrungen in der Begleitung Sterbender seien für sei besonders kostbar: Darin erfahre sie, was es heiße, mit Grenzen zu leben. „Wir dürfen und wollen dazu beitragen, dass die Würde des Menschen bis zuletzt erhalten bleibt. Durch die Begegnung mit dem Sterben haben wir die Möglichkeit, einen Hauch von dem zu spüren, was wir Menschen mit Ewigkeit bezeichnen.“

(1206/0436; E-Mail voraus)


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