Liebe Schwestern und Brüder,
am heutigen Tag, an dem wir uns über 40 Jahre Berufsgruppe der Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten freuen, werden drei junge Menschen in dieser Jubiläumsmesse zu diesem wertvollen Dienst beauftragt. Es sind Melanie Jörg-Kluger, Stefan Heining und Thorsten Kapperer.
Dankbar blicken wir auf diese 40 Jahre zurück, die den einen wie ein Wimpernschlag der Geschichte erscheinen mögen, den anderen aber, den Betroffenen, wie eine lange Wegstrecke vorkommen können. Das Jahr 1971 gilt als ‚Geburtsstunde’ für die die Berufgruppe der Pastoralreferenten im Bistum Würzburg. Damals wurden Norbert Bug und Otmar Stehr in die Vorbereitungszeit geschickt und ein Jahr später durch Bischof Josef Stangl als Pastoralreferenten beauftragt. Es ist gut, dass wir hier, in der heiligen Messe unser Heute verankern und uns vor Gott dieser in der Kirche relativ jungen Berufsgruppe bewusst werden.
Die Basis für diesen hauptberuflichen Dienst ist die im Rahmenstatut der deutschen Bischöfe vorangestellte Einsicht: „Taufe und Firmung, die allen Gliedern der Kirche die Teilnahme am gemeinsamen Priestertum vermitteln, sind auch die sakramentale Grundlage für diesen Dienst.“ Es ist eine Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Würzburger Synode, die den einzigartigen Wert eines jeden Getauften herausstellten.
Darüber hinaus hat sich Ihre Berufsgruppe durch ein Theologiestudium Wissen und Fähigkeiten erworben, auf die die Kirche nicht verzichten kann. Ihr Dienst – so steht weiter in dem eben erwähnten Rahmenstatut zu lesen – „ergänzt den Dienst des kirchlichen Amtes mit eigener Sachkompetenz in bestimmten pastoralen Sachgebieten. Spezifische Aufgabe der Pastoralreferenten ist es, mit den Gliedern der Gemeinden nach Wegen zu suchen, wie das Evangelium jeweils in Familie, Kirche und Gesellschaft gemäß den persönlichen und beruflichen Situationen gelebt und bezeugt werden kann. Durch die Begleitung von einzelnen und die Arbeit mit Gruppen helfen sie, Kirche mitaufzubauen und Lebensbereiche der Gesellschaft mitzugestalten,“
Ihr Dienst steht unter der Leitung des Bischofs, und in Ihrem jeweiligen Einsatzbereich sind Sie dem verantwortlichen Priester zugeordnet. Dies ist nicht nur in einer Zeit spürbaren Priestermangels wichtig, sondern auch jederzeit, da damit die Mitverantwortung aller Laien am kirchlichen Aufbau mit allen Möglichkeiten genutzt und zum Glänzen gebracht werden kann, was durch die verschiedenen Charismen ermöglich wird.
Am heutigen Gedenktag der heiligen Maria Magdalena schauen wir auf eine Frau, die von Jesus geheilt wurde und die ihn zusammen mit anderen Frauen begleitet und unterstützt hat. Bei Lukas wird sie an erster Stelle unter den Frauen genannt.
Ich brauche hier nicht der Frage nachzugehen, ob sie die Sünderin war, die Jesus die Füße wusch (vgl. Lk 7,36-50) und ob sie die Schwester von Martha und Lazarus war (vgl. Lk 10,38-50). Aber sicher ist, dass sie unter dem Kreuz Jesu ausgeharrt hatte (vgl. Mk 15,40-41), bei dem Begräbnis Jesu anwesend war (vgl. Mk 15,47) und am Ostermorgen mit den anderen Frauen zum Grab gegangen war, um Jesu Leichnam zu salben (vgl. Mk 16,1-8). Ihr, so hörten wir eben im Evangelium, ist der auferstandene Herr zuerst erschienen und hat sie beauftragt, die Auferstehungsbotschaft den Jüngern Jesu zu bringen (vgl. Joh 20,14-18). Maria Magdalena wird zur Erstverkünderin der Auferstehung.
Diesen Auftrag, den sie vom Auferstandenen selbst erhalten hat, bleibt ein Vermächtnis an uns. Dieser Auftrag zieht sich durch die ganze Kirchengeschichte und wird von denen begeistert wahrgenommen, die von dem Liebesgeschehen Jesu an uns zutiefst berührt sind.
Im soeben gehörten Hohenlied der Liebe wird das ‚Suchen’ und ‚Finden’ unserer Seele geradezu mit „lyrischer Kunst“ geschildert. Liebe sehnt sich nach Erfüllung. „Unser Herz ist unruhig, bis es ruhet in Dir“ formulierte der heilige Augustinus. Gott ist immer der Ersthandelnde. Er ruft, er sucht, er findet. „Nur weil er selbst den Suchenden schon gefunden hat, kann dieser ihn finden.“
Dies gilt es bei allem unserem Bemühen zu bedenken. Von den jetzigen 139 Pastoralreferentinnen und -referenten sind 40 Prozent Frauen. Heute steht nach der anfänglichen Aufbruchszeit und der Neustrukturierung in den 90iger Jahren die Ausdifferenzierung pastoraler Aufgaben an. Wie können die nach zehn bis zwölf Semestern Theologiestudium erworbenen Fähigkeiten Sinn entsprechend eingesetzt werden? Wie können wir die Probleme dieser Zeit durch fähige und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lösen helfen?
Die im ersten Korintherbrief geschilderte Leibeinheit-Theologie des Völkerapostels Paulus bleibt auch heute gültig. Dort heißt es: „Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: so ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.“ (1 Kor 12,12 und 13)
Paulus entfaltet nun dieses Bild, indem er das Zusammenspiel der Glieder des Leibes beschwört: „Gott hat jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach. Wären alle zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib?
So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bin nicht auf dich angewiesen. Der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht. Im Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich.“ (1 Kor 12,18-22)
Im Römerbrief fasst er seine Mahnung an uns alle noch einmal wie folgt zusammen: „Strebt nicht über das hinaus, was euch zukommt, sondern strebt danach, besonnen zu sein, jeder nach dem Maß des Glaubens, das Gott ihm zugeteilt hat. Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder denselben Dienst leisten, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören. Wir haben unterschiedliche Gaben, je nach der uns verliehenen Gnade.“ (Röm 12,3-6)
Liebe Schwestern und Brüder,
heute werden Melanie Jörg-Kluger (31), Stefan Heining (30) und Thorsten Kapperer (31) als Pastoralreferentin und Pastoralreferent beauftragt. Heute werden sie gesandt, ihrer Gliedschaft in der Kirche entsprechend einen wichtigen Dienst zu versehen. Nur wenn wir in Einheit und geschwisterlicher Gemeinschaft zusammen arbeiten, werden wir den Herausforderungen unserer Zeit entsprechend begegnen können.
Ich freue mich über Ihre Bereitschaft und danke allen, die Sie bis zum heutigen Tag begleitet haben. Möge die Freude und die Energie dieses Beginns Sie in die Zukunft begleiten und Ihre Arbeit große Frucht bringen. Amen.