Würzburg (POW) Im Rahmen einer Kunstaktion möchten das Bistum Würzburg und der diözesane Caritasverband auf die Rechte von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft aufmerksam machen. Das jetzt gestartete Projekt „Nimm Platz“ läuft bis zum Dezember 2012. Behinderte sollen Holzstühle künstlerisch gestalten und so darstellen, wie sie sich eine integrierte Gesellschaft vorstellen, beziehungsweise wie sie aktuell ihren Platz in der Gesellschaft sehen, teilten die Verantwortlichen der Behindertenseelsorge und der Caritas-Behindertenhilfe bei einer Pressekonferenz am Dienstag, 5. Oktober, im Kilianshaus in Würzburg mit.
Die Bewerbung um einen Stuhl bei der Aktion läuft bis zum 31. Dezember 2010. Teilnehmen können behinderte Einzelteilnehmer oder Gruppen bis zu zehn Personen. Am 9. Februar 2011 ist im Würzburger Museum am Dom die Vergabe der Stühle durch Bischof Dr. Friedhelm Hofmann geplant. Im Juli soll ein Rückgabefest der gestalteten Stühle auf dem Kiliansplatz steigen. Anschließend bewertet eine Jury die Stühle und prämiert sie beim Vinzenztag der Caritas am 23. September 2011. Ausgewählte Kunstwerke werden danach in Unterfranken ausgestellt. In den nächsten Tagen verschicken die Veranstalter eine Einladung zum Projekt an Schulen, Wohneinrichtungen und Behindertenwerkstätten in Unterfranken.
Schirmherren der Aktion sind Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Bischof Hofmann und der Nationalspieler im Blindenfußball, Sebastian Schäfer. Bischof Hofmann verwies auf die große Verantwortung der Gesellschaft: Jeder Mensch habe Stärken, eine Ausgrenzung sei daher nicht hinnehmbar. Der Aktion „Nimm Platz“ gehe es aber nicht nur um die Integration, sondern vielmehr um Inklusion. Es müsse eine Selbstverständlichkeit werden, dass Behinderte einen festen Platz in der Gesellschaft haben und überall teilhaben könnten. Hofmann kritisierte in diesem Zusammenhang die Präimplantationsdiagnostik und die Pränataldiagnostik: „Menschen mit Behinderung haben ein Recht auf Leben.“
Für Landtagspräsidentin Stamm fangen Integration und Inklusion von Behinderten schon im Kindesalter an: „In der Schule und im Kindergarten dürfen behinderte Kinder keine Beistellkinder sein“, sagte sie. Zwar sei auf dem Weg zu einer behindertenfreundlichen Gesellschaft schon viel erreicht, es dürfe beim Thema Inklusion aber nicht zu sehr auf die Kosten geachtet werden, mahnte Stamm. Das sei nun mal kein Billigmodell. Inklusion sei eine enorme Herausforderung für die Gesellschaft. Stamm möchte sich dafür einsetzen, dass die Ausstellung der Stühle auch im Bayerischen Landtag Station macht.
Nationalspieler Schäfer forderte ein Umdenken in der Gesellschaft. „Behinderte sind sehr gut integriert, nun ist es aber an der Zeit, von einer inkludierten Gesellschaft zu sprechen, damit sich Behinderte als Teil in der Gemeinschaft fühlen“, sagte Schäfer.
Weihbischof Ulrich Boom sieht vor allem die Kirche in einer besonderen Pflicht: „Bereits in der Bibel wird gefordert, dass jeder Mensch einen Platz in der Kirche hat“, sagte er. Er räumte jedoch ein, dass es hier noch Schieflagen gebe.
Die ursprüngliche Idee zur Aktion „Nimm Platz“ stammt aus dem Bistum Limburg. Dort stieß das Kunstprojekt auf große Zustimmung.
Weitere Informationen zur Aktion gibt es bei Rainer Ziegler, Bereichsleiter Sonderseelsorge, Telefon 0931/38665400 und Margarete Meißner, Caritas-Behindertenhilfe, Telefon 0931/38666714, Internet www.nimm-platz.bistum-wuerzburg.de.
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