Pressestelle Bistum Würzburg: „Ein großartiges Lebenszeugnis“

05.07.2019 | 17:06 Uhr

„Ein großartiges Lebenszeugnis“

Bischof Dr. Franz Jung feiert Gottesdienst mit Ehejubilaren aus den Dekanaten Bad Neustadt, Karlstadt, Lohr, Würzburg-links des Mains und -rechts des Mains sowie Würzburg-Stadt – Rund 1200 Frauen und Männer im Kiliansdom

Würzburg (POW) „Ich stehe inmitten einer Wolke von Zeugen für die Liebe Gottes.“ Mit diesen Worten hat Bischof Dr. Franz Jung am Freitagvormittag, 5. Juli, die Ehepaare aus den Dekanaten Bad Neustadt, Karlstadt, Lohr, Würzburg-links des Mains und -rechts des Mains sowie Würzburg-Stadt im Würzburger Kiliansdom begrüßt. Gemeinsam mit den rund 1200 Frauen und Männern feierte der Bischof einen Pontifikalgottesdienst für Ehejubilare, die auf 50, 60 oder 65 gemeinsame Jahre zurückblicken. Bischof Jung dankte ihnen für das „großartige Lebenszeugnis“: „Die Ehe ist das öffentliche Zeugnis von zwei Menschen, die auf Christus bauen und mit Christus ihren Weg gehen.“ Bischof Jung wünschte den Ehejubilaren mit Blick auf das Motto der Kiliani-Wallfahrtswoche „im Gegenwind den Geist der Unverzagtheit, in Bewährungsproben den Geist der Kraft, in dem Ruf, ein neuer Mensch zu werden, den Geist der Liebe, und in allen Gefahren den Geist der Besonnenheit, der sich auf Christus besinnt als den, der uns hält und trägt“.

Der Festgottesdienst war der diesjährigen Kiliani-Wallfahrtswoche vorgeschaltet. Diese steht unter dem Motto „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“. Gemeinsam erneuerten die Jubelpaare im Dom ihr Eheversprechen. Nach dem Gottesdienst ließen sich die Ehepartner von Bischof Jung, den Domkapitularen Offizial Monsignore Dr. Stefan Rambacher und Christoph Warmuth sowie weiteren Priestern und Diakonen segnen.

In seiner Predigt betrachtete Bischof Jung die vier zentralen Worte des diesjährigen Kiliani-Mottos: Verzagtheit, Kraft, Liebe und Besonnenheit. Es sei eine mutige Entscheidung, den Bund fürs Leben einzugehen, sagte der Bischof. Denn am Anfang gebe es für ein Paar manchen Gegenwind – vom ersten Zusammentreffen mit der Familie des Partners über die Fragen nach Beruf und Wohnung bis hin zur Gestaltung der Hochzeitsfeier. „Das ist oftmals ein erster Test, ob man sich gemeinsam durchsetzen kann.“ Die Liebe des Anfangs verleihe den Eindruck, dass alles möglich sei. Anstatt dem Geist der Verzagtheit nachzugeben, lade der Gegenwind zur inneren Entschiedenheit ein.

Im Evangelium heiße es, Jesus komme zur vierten Nachtwache, fuhr Bischof Jung fort. Diese Nachtwachen könne man als Bewährungsproben im ehelichen Miteinander deuten. Eine erste Bewährungsprobe sei die Zeit nach dem sogenannten Honeymoon, wenn man das Zusammenleben gestalten müsse und auch mal die erste Ernüchterung komme. Die zweite sei der Moment, wenn Kinder kommen und die Rollen der Eltern neu definiert werden müssen. Dann gingen die Kinder aus dem Haus. Plötzlich sei man als Paar wieder auf sich allein gestellt und müsse sich gewissermaßen neu erfinden. Bei allen diesen Bewährungsproben gehe es um die Frage: „Wie wollen wir das gemeinsam meistern?“ Und bei allen helfe der Geist der Kraft dabei, sie gut zu bestehen. Die letzte Bewährungsprobe sei schließlich der Moment, wenn im Alter die Kräfte schwinden, man es irgendwann nicht mehr alleine schaffe. „Der Geist der Kraft hilft, auch diese Situation in aller Wahrheit anzuschauen, sich der eigenen Schwäche bewusst zu werden, sie zuzulassen und zu hoffen, dass auch dies gut gemeistert werden kann“, erläuterte Bischof Jung.

Krisen seien eine Einladung zur Christusbegegnung, sagte der Bischof. „Christus begegnet uns mitten in diesen Krisen. Er ruft uns, die einstigen Sicherheiten hinter uns zu lassen, nicht wegzulaufen, uns nicht wegzuducken, sondern noch einmal über uns hinauszuwachsen.“ Die Definition von Liebe bedeute, über sich selbst hinauszuwachsen und die Möglichkeiten wahrzunehmen, die Gott in uns gelegt habe, erläuterte der Bischof. Zum Miteinanderleben gehöre aber auch die Erfahrung, dass einer untergeht, so wie Petrus beim Versuch, Jesus auf dem Wasser entgegenzulaufen. „Die Erfahrung, dass es einem zu schwer wird, einer Angst hat, einfach körperlich oder psychisch nicht mehr kann. Und dann die Erfahrung, dass da einer ist, der ihm jetzt die Hand reicht, so wie Christus Petrus herauszieht.“ Der Geist der Besonnenheit komme zum Ausdruck im gemeinsamen Gebet und in gemeinsamen Auszeiten, „die man einplant, um sich als Paar vor Gott zu stellen und von ihm her Trost und Kraft zu erfahren“.

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Beim Verlassen des Doms erhielten die Eheleute Lebkuchenherzen mit der Aufschrift „Ich verspreche Dir die Treue“. Auf dem Kiliansplatz war im Anschluss nach dem Gottesdienst Zeit für Begegnungen. „Zuhören und Kompromisse schließen“, das ist nach Ansicht von Gerlinde und Siegfried Wagner (Oberpleichfeld) wichtig für eine Ehe. Die beiden sind seit 50 Jahren verheiratet. Bei Konfrontationen dürfe man nicht gleich weglaufen, sondern müsse „Tacheles reden“, ist Gerlinde Wagner überzeugt. „Immer zusammenhalten, auch in schlechten Zeiten“, ergänzte Dorothea Kaiser (Rieden bei Würzburg), die ebenfalls seit 50 Jahren mit ihrem Mann Ernst verheiratet ist.

Eine gute Ehe müsse man den Kindern vorleben, lautete die Meinung von Rosi und Rudi Kessel (Lohr), die auf 50 Ehejahre zurückblicken. Auch sei es gut, wenn man gemeinsame Erlebnisse habe. „Miteinander tanzen, wandern, Sport treiben, solche gemeinsamen Aktivitäten sind für eine Ehe sehr gut. Gerade, wenn die Kinder aus dem Haus sind“, sagte Rosi Kessel. „Gemeinsame Interessen sind sehr wichtig“, bestätigten Margarethe und Siegfried Herold (Marktheidenfeld-Zimmern), ebenfalls seit 50 Jahren verheiratet. In der heutigen Zeit, wenn jeder sich selbst versorgen könne, gingen Partnerschaften viel leichter auseinander, hat Siegfried Herold beobachtet. „Man kämpft nicht mehr so lange.“

Man könne jungen Menschen eigentlich keine Ratschläge mitgeben, fanden Alma und Hermann Büttner (Bischofsheim), seit 50 Jahren verheiratet. „Jeder Mensch ist verschieden, und die Jugend ist ganz anders, als wir es früher waren.“ Jeder Mensch müsse seine eigenen Erfahrungen machen. Dabei dürfe man aber nicht vergessen, dass es eben gute und schlechte Zeiten gebe. „Wie es der Bischof gesagt hat, es gibt solche und solche Tage“, stellte Hermann Büttner fest.

sti (POW)

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