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„Ein außergewöhnlicher Mensch“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Sonntag, 1. Mai 2011, beim Pontifikalgottesdienst im Kiliansdom zur Seligsprechung von Papst Johannes Pauls II.

Mir klingt noch das Skandieren von „Santo subito“ auf dem Petersplatz in Rom während der Begräbnisfeierlichkeiten für Papst Johannes Paul II. am 8. April 2005 in den Ohren. Heute wurde ungewöhnlich schnell diese Bitte um eine unmittelbare Heiligsprechung im ersten Teil erfüllt: Papst Johannes Paul II. wurde am heutigen Tag nach nur sechs Jahren von seinem unmittelbaren Nachfolger Papst Benedikt XVI. selig gesprochen.

Weltweit findet dieser Vorgang, der genau so gewissenhaft geprüft wurde wie jeder andere Seligsprechungsvorgang, Akzeptanz.

Was bedeutet eigentlich eine Seligsprechung?

Es ist die feierliche Erklärung der Kirche, dass diese oder dieser Betreffende in die Schar der Seligen bei Gott aufgenommen wurde. Bei unseren Verstorbenen hoffen wir darauf. Bei einem Seligen dürfen wir die Gewissheit haben und ihn deshalb auch öffentlich als Fürbitter anrufen.

Neben der Überprüfung der Voraussetzungen für eine Seligsprechung wie: Steht er oder sie im Ruf der Heiligkeit? Sind die christlichen Tugenden von Glaube, Hoffnung und Liebe in vorbildlicher Weise gelebt worden? wird auch geprüft, ob auf seine Fürbitte hin ein Wunder geschehen ist. Dieser Punkt scheint – auch bei unseren Würzburger anhängigen Seligsprechungsprozessen – schwierig nachzuweisen zu sein. Gerade weil die modernen Menschen dieses Phänomen kritisch hinterfragen lassen die römischen Instanzen größte Sorgfalt walten.

Bei unserem neuen Seligen Papst Johannes Paul II. ist dies Wunder durch die unerklärliche Heilung einer französischen Ordensfrau gegeben. Bei unserem Pfarrer Georg Häfner ist für die Seligsprechung kein Wunder nötig, da er als Märtyrer gestorben ist. Das Martyrium bedarf nicht der Absicherung durch ein Wunder.

Der selige Papst Johannes Paul II. war ein außergewöhnlicher Mensch. Die Eintragungen in dem 2005 hier im Dom ausgelegten Würzburger Kondolenzbuch nach seinem Tod am Vorabend des heutigen zweiten Ostersonntags, der auf seinen Einfluss hin auch der Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit genannt wird, sprechen für sich:

Da ist in polnischer Sprache zu lesen: „Ich danke Gott, dass Du unter uns warst, dass Du seine Kirche so herrlich mit Liebe geführt hast. Ich bin sprachlos. Du fehlst uns. Bitte setze Dich für uns im Himmelreich ein“

Und in deutscher Sprache: “Danke …für dein Vermächtnis an die Jugend – die Weltjugendtage“.

Vielen hat er den Zugang zum Glauben erleichtert. Seine natürliche, väterliche Haltung, die gepaart war mit Klarheit und Eindeutigkeit, aber auch mit liebendem Verstehen, erreichte die Herzen der Menschen. Dies betont auch der folgende Schreiber:

Ich bin nicht sehr gläubig – aber Du hast mir ein Stückchen Glauben wiedergegeben – vor allem, weil die Jugend zu Dir kommen konnte!“

Und: „Ein Papst wie ein Fels; er stand für die Gottesgebote gerade, auch wenn’s unserer modernen Gesellschaft nicht immer gefiel.“

Und ein weiter Eintrag unterstreicht seine Lebensleistung: „Von Trauer ergriffen und in tiefer Demut verneige ich mich vor Ihrem Lebenswerk. Die Jugend der Welt wird Sie niemals vergessen, und solange Sie nicht vergessen sind, sind Sie auch nicht für uns gestorben. Ich bin stolz darauf, aus Ihrem Heimatland zu kommen, und blicke voller Vorfreude auf den XX. Weltjugendtag in Köln. Dort werden Sie, wenn auch nicht leiblich, sicher wieder bei uns sein und mit uns gemeinsam die Gemeinschaft mit Gott feiern. Sie sind cool!“

Um dieses nicht Vergessenwerden geht es auch bei dieser Seligsprechung. Er kann nun öffentlich als Fürbitter angerufen werden, und seine Worte und Taten gewinnen noch einmal neue Kraft.

Keiner seiner Vorgänger ist so viel und so weit durch die ganze Welt gereist wie er. Überall suchte er die Armen und Benachteiligten auf und gab ihnen Hoffnung und Zuversicht. Doch dabei ließ er es nicht bewenden.

Er setzte sich mit großer Energie für den Weltfrieden ein. Wie viele Kriege konnte er verhindern, um wie viel Frieden unter den Menschen hat er sich bemüht. Die politische Wende in Polen und die Wiedervereinigung Deutschlands ist ohne ihn nicht denkbar.

Ausdrücklich bedankt sich einer für das weltweite Engagement dieses Papstes: „Danke Dir, Heiliger Vater, … dass Du Gottes Gegenwart in der Welt von heute bezeugt und Du Dich nicht nur als Vater der Kirche, sondern als Vater der ganzen Menschheit in einzigartiger Leuchtkraft engagiert hast. Wie griffig Dein Wort in Köln 1980: ‚Man kann nicht auf Probe leben, nicht auf Probe sterben, nicht auf Probe lieben.’“

Wie viele Worte, die er auch persönlich den Einzelnen geschenkt hat, werden auf fruchtbaren Boden gefallen sein und Furcht gebracht haben.

So zieht sich durch die Dankesworte im Kondolenzbuch immer der Hinweis auf seine Glaubwürdigkeit. Ein Beispiel: „Papst Johannes Paul hat die Botschaft Jesu überzeugend gepredigt und gelebt. Möge er fürbittend als Vorbild der Zukunft der Kirche beistehen.“

In der Tat brauchen wir seine Fürbitte gerade heute in dieser turbulenten Zeit, in der die Kirche von Innen und Außen angefochten ist. 

Unvergessen bleibt sein Natürlichkeit und Nähe im Bewusstsein der Menschen, das sich in der folgenden Eintragung deutlich zeigt: „Ein lieber Mensch, der mit uns gelebt, kann uns nicht genommen werden. Er lässt eine leuchtende Spur zurück.“

Sein Engagement für die Einheit der Kirche, die Ökumene und auch für den interkulturellen Dialog bleiben unvergesslich und mahnender Auftrag zugleich. So schrieb ein evangelischer Christ ins Kondolenzbuch: „Ich als evangelischer Christ finde, wir haben einen großen menschlichen Papst verloren. Gott schenke ihm Frieden.“

Aber auch seine lange Krankheit, die er nicht verborgen hat, sondern an der er die Welt oft bis zur äußersten Schmerzgrenze teilnehmen ließ, findet einen Widerhall: „Lieber Gott, ich danke Dir für unseren Papst Johannes Paul II., der uns zeigte, wie man mit schwerem Leiden umgeht. Danke!“  Und: „In tiefer Bewunderung für einen Menschen, der mich mit seiner ganz besonderen Art sowohl im Leben als auch in seinem Sterben überzeugt hat. Danke Heiliger Vater!“

Ja, liebe Schwestern und Brüder! Lasst uns in dieser Stunde in die große Danksagung der Kirche einstimmen. Mit dem Seligen Papst Johannes Paul II. haben wir einen Fürsprecher im Himmel, der zu seinen und unseren Lebzeiten vielen die Tür einen Spalt weit zum Himmel geöffnet hat. Voller Vorfreude schauen wir aber auch auf Pfarrer Georg Häfner, der hier bei uns im Dom in 14 Tagen selig gesprochen wird und uns hoffentlich auch den Himmel einen Spalt weit öffnet.

Deo gratias – Dank sei Gott. Amen.