Würzburg (POW) Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hat am Freitag, 25. Juni, vor 200 Auszubildenden der Dritten Bereitschaftspolizeiabteilung Würzburg gesprochen. Er warnte vor einem ausschließlich an materiellen Dingen und dem persönlichen Lustgewinn orientierten Zeitgeist. In seinem Vortrag zum Thema „Bedeutung unserer christlichen Werte für die Demokratie“ verurteilte er Pädophilie und sexuellen Missbrauch. Bischof Hofmann forderte eine rigorose Aufklärung der Vorgänge, betonte zugleich aber, dass 90 Prozent aller Missbrauchsfälle in der Familie stattfänden.
„Wer, wenn nicht die Kirche, soll die Sinnhaftigkeit moralischen Handelns vertreten?“, fragte der Bischof. Die Politik sei auf die ethischen Grundlagen angewiesen, könne sie jedoch selbst nicht hervorbringen. Die allgemeine Vorstellung, der Mensch solle selbst bestimmen, was gut und richtig ist, funktioniere nicht. Deshalb gäbe es derzeit, gerade bei jungen Menschen, eine Renaissance der Kirche. Das sei nicht zuletzt auf dem Ökumenischen Kirchentag in München erlebbar gewesen.
Es gehe um die allgemeinen Werte, die aus christlichem Verständnis erwachsen sind, betonte der Bischof. „Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung, Glaube, Liebe, Hoffnung waren und sind immer aktuell“, betonte Bischof Hofmann. Sie stünden heute einer Lust- und Luxusvermehrung gegenüber oder entgegen. Der Bischof zitierte in diesem Zusammenhang den Zürcher Philosophen und Politiktheoretiker Professor em. Dr. Hermann Lübbe, der von einer brisanten Aktualität spreche: „Nie war Mäßigkeit so sinnvoll wie heute.“
Die Soziallehre der Kirche betone neben anderen Punkten gerade die Verantwortung für das Gemeinwohl. Dieser Verantwortung würden politische Mandatsträger oft nicht gerecht. Die Wissenschaft versuche, die Werte aus Rationalität und Logik abzuleiten. Dies betrachtete der Bischof als Trugschluss, der nicht funktionieren könne. „Die Gesellschaft zerstört die eigenen Grundlagen, aus denen sie erwachsen ist.“ In diesem Zusammenhang zitierte der Bischof Kardinal Lehmann, der von den Ausgeschlossenen, den Nutzlosen und Überflüssigen sprach. Der Einzelne habe, vor allem in der Arbeitslosigkeit, das Gefühl, nicht gebraucht zu werden – nutzlos und letztendlich in der Überflussgesellschaft überflüssig zu sein. „Unsere Leistungsgesellschaft merzt Werte aus, die über Jahrhunderte und Jahrtausende gewachsen sind. Es ist die Aufgabe der Kirche, diesem Phänomen entgegenzusteuern“, sagte der Bischof.
In der anschließenden Diskussionsrunde ließen die jungen Polizeimeisteranwärterinnen und -anwärter kein heißes Eisen aus. Routiniert nahm der Bischof Stellung zu Themen wie Ökumene, dem EU-Beitrittskandidaten Türkei, der Sonntagsarbeit sowie den massiven Kirchenaustritten und der finanziellen Ausstattung der Kirche. Dabei fiel auch der Satz: „Nix kütt vo nix“, womit gemeint war, dass jede gesellschaftliche Ausprägung ihre Wurzeln im Elternhaus des Einzelnen habe.
Am Ende der zweistündigen Veranstaltung dankte der Leiter der Würzburger Bereitschaftspolizei, Polizeidirektor Werner Freidhof, im Namen der übrigen Teilnehmer dem Würzburger Bischof für seinen Besuch. Er sei ein „kompetenter, sympathischer Kirchenmann ‚zum Anfassen‘“, erklärte Freidhof.
(2610/0841; E-Mail voraus)
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