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Dialog statt Konfrontation

„Brennpunkt“ zum Karikaturenstreit in der Katholischen Akademie Domschule Würzburg – Vertreter christlicher und islamischer Organisationen diskutieren

Würzburg (POW) Warum sind die Muslime wegen der Mohammed-Karikaturen verletzt? Können sich Regierungen aus dem Konflikt heraushalten? Muss Deutschland den Gotteslästerungsparagraphen wieder einführen? – Mit diesen Fragen haben sich Vertreter christlicher und islamischer Organisationen am Freitagabend, 17. Februar, in einem „Brennpunkt“ in der Katholischen Akademie Domschule auseinandergesetzt. Eingeladen hatten zu der Podiumsdiskussion mit dem Titel „Kampf der Kulturen? Islamisch-christlicher Dialog zum Karikaturenstreit“ neben der Domschule das Referat für Weltanschauungsfragen der Diözese, das Internationale Islamische Forum (IIF) und die Arbeitsgemeinschaft für christlich-islamische Begegnung (ACIB). Die Moderation hatte Ansgar Nöth vom Bayerischen Rundfunk inne.

„In ihrem Denken möchte ich die Gewalttätigen nicht verurteilen“, sagte der Vorsitzende des IIF, Dr. Sadiqu Al-Mousllie, „aber in ihrem Tun“. Respekt habe er aber vor Menschen, die friedlich demonstrieren. Es gebe jedoch Übelwollende, die die Gefühle der Leute ausnutzten. „Denen muss man ihre Instrumente wegnehmen, denn Kampf der Kulturen ist genau das, was die wollen!“ Der Syrer ist selbst mit einer Dänin verheiratet und konnte daher die Entwicklung in Dänemark aus erster Hand mitverfolgen. Die internationale muslimische Empörung sei erst dann ins Rollen gekommen, nachdem die dänischen Muslime monatelang erfolglos versucht hätten, der Zeitung „Jylands Posten“ und der Regierung ihre Verletztheit zu verdeutlichen. „Die Regierung hätte intervenieren müssen“, kritisierte

Al-Mousllie, „denn wofür ist eine Regierung da, als dafür, den sozialen Frieden im Land zu gewährleisten?“ Nun aber brauche es internationale Vermittler zur De-Eskalation. Diese Aufgabe schrieb er der UNO, dem Weltsicherheitsrat, der EU und der Islamischen Konferenz zu. „Sie dürfen nicht erst aufwachen, wenn ein Krieg droht!“

Pfarrer Alfred Singer, Referent für Weltanschauungs-, Religions- und Sektenfragen der Diözese Würzburg, zeigte zwar großes Verständnis für die Empörung der Muslime, jedoch nicht für deren Wunsch nach einer Entschuldigung der dänischen Regierung. „Das würde eine Vermischung von Staat und Religion bedeuten“, sagte Singer. Die Pressefreiheit gehöre nun einmal zu den Grundrechten demokratischer Staaten. Allerdings nutzten einige Presseorgane diese Freiheit zu sehr aus, worunter auch die christlichen Religionen bereits zu leiden gehabt hätten. Bewusste Verletzungen seien abzulehnen. Hinsichtlich des Darstellungsverbots des Propheten im Islam wies Singer darauf hin, dass es historisch etwa in Persien zahlreiche Darstellungen von Mohammed gebe. Al-Mousllie bestätigte, dass das Bilderverbot nicht im Koran stehe. Man müsse aber bedenken, dass der Prophet das Symbol des Islam schlechthin sei. Mullahs und Imame könne man karikieren, aber doch nicht das Symbol einer Religion.

Der evangelische Pfarrer Dr. Theo Wettach, christlicher Vorsitzender der ACIB, bezeichnete die Veröffentlichung der Karikaturen als gezielte ausländerfeindliche Provokation einschlägiger Kreise: „Ich sehe da kaum Unterschiede zu den antisemitischen Karikaturen im Stürmer!“ Wie Singer lehnte er jedoch eine Einmischung der Regierung ab. Wer sich ungerecht behandelt fühle, solle vielmehr vor Gericht gehen. Wettach befürwortete eine gemeinsame Protesterklärung von Christen und Muslimen.

Sema Kuzucu, islamische Vorsitzende der ACIB, rief beide Seiten dazu auf, aufeinander zuzugehen. In Europa lebten 30 Millionen Muslime, einem Dialog könne man da nicht ausweichen. „Krieg und Gewalt sind immer etwas sehr Einfaches, aber Emotionen kontrollieren, das kann nicht jeder!“ Auch Mohammed selbst habe nicht mit Gewalt reagiert, als er mit Steinen beworfen worden sei, sondern habe dafür gebetet, dass die Steiniger zur Vernunft kommen mögen.

Dr. Jürgen Thomassen, Direktor der Domschule, betonte, dass die dänische Zeitung nicht christlich orientiert sei, daher könne von einer Konfrontation Christentum-Islam keine Rede sein. Im Gegenteil habe Papst Benedikt XVI. als Vertreter des Christentums die Karikaturen scharf verurteilt. Pressefreiheit aber müsse nicht durch die Regierung, sondern durch Anstand und Respekt beschränkt werden.

(0806/0295; E-Mail voraus)