Würzburg (POW) Die Menschen werden unterdrückt, arbeiten für Löhne von drei bis vier Euro am Tag und haben keine Rechte in ihren Slums und Dörfern: Betroffen erzählt Schwester Ida Lobo von den Lebensumständen der Frauen und Mädchen in Indien, die in der patriarchalischen Kastengesellschaft der untersten Schicht angehören. „Dalits“ werden sie genannt, das Wort lässt sich mit „kastenlos“ ins Deutsche übersetzen. Schwester Ida kümmert sich um diese Ärmsten der Armen – jeden Tag.
Im Rahmen des Weltmissionsmonats Oktober hat das katholische Hilfswerk „missio“ verschiedene Ordensfrauen aus Indien nach Deutschland eingeladen, Schwester Ida war im Bistum Würzburg zu Gast. Dort erzählte sie unter anderem vor Schulen und einer Firmlingsgruppe von den Zuständen in ihrem Land. „Geh, und handle genauso“, ist der Missionsmonat überschrieben und soll an die Ordensfrau Mutter Teresa erinnern, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte. Die 47-Jährige Schwester Ida, die den Steyler Missionarinnen angehört, folgt dem Motto schon seit knapp 20 Jahren.
In der südindischen Region Gulbarga ist sie unterwegs, das liegt rund acht Stunden Autofahrt von der modernen Stadt Bombay entfernt. „In Gulbarga gibt es kaum Fabriken zum Arbeiten, Strom und fließendes Wasser sind eine Rarität“, sagt Schwester Ida. Viele der Dalit-Frauen haben nie eine Schule besucht, ihre Chancen auf Arbeit sind sehr gering. Das Problem sei das indische Kastensystem, sagt Schwester Ida. Männlicher Nachwuchs wird im streng hierarchischen System bevorzugt, weil er das Ansehen einer Familie steigert. Bereits mit 15 Jahren sind viele Mädchen zwangsverheiratet. Die Ordensfrau hilft den Frauen, Selbstbewusstsein zu gewinnen, um dem System zu entkommen und den Mut zu haben, trotz Widerstände eine Schule zu besuchen. „Nur durch Bildung haben sie die Chance, dem Leben als Dalit-Frau zu entkommen“, sagt Schwester Ida. Denn aufgrund ihrer Armut begehen viele Frauen Straftaten und sitzen im Gefängnis. Auch für sie ist Schwester Ida da, wöchentlich besucht sie die Frauen in ihrer Zelle. Außerdem steht sie ihnen als Anwältin vor Gericht zur Seite.
Schwester Ida weiß, dass sie von der Regierung nur wenig Unterstützung bei ihrer Arbeit erwarten kann: „Korruption gibt es hier leider auf allen Ebenen. Hilfsgelder aus der Politik erreichen uns kaum. Das System ist ineffektiv.“
Mit der Kollekte, die am Sonntag, 24. Oktober, in allen Gottesdiensten gehalten wird, sammelt „missio“ im Rahmen des Missionssonntags Geld für die ärmsten Diözesen der Welt. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann erinnert in einem Aufruf zum Weltmissionssonntag an die vielen Ordensschwestern in Indien, die sich selbstlos für die Diskriminierten einsetzen. Sie würden ein glaubwürdiges Zeugnis für Jesus Christus ablegen. Die Gottesdienstbesucher bittet er um eine großherzige Spende für die Kirche in Afrika und Asien.
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