Volkersberg (POW) Die Kirche soll sich verstärkt für das konkrete Leben der Menschen interessieren. Diesen Ratschlag und weitere Anregungen haben die Teilnehmer des bundesweiten Symposiums „neu-LAND-Kirche“ für die Zukunft der Landpastoral am Samstag, 28. Januar, im Haus Volkersberg beschlossen. Zu den Teilnehmern der von Katholischer Landvolkbewegung (KLB), Katholischer Landjugendbewegung (KLJB) und Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz durchgeführten Veranstaltung gehörten unter anderem Dr. Joachim Wanke, Bischof von Erfurt und Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, Generalvikar Theo Paul (Osnabrück) und Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand (Würzburg).
„Hoffnung zu stiften ist eines der wichtigsten Erkennungszeichen der Kirche. Der Glaube an Jesus Christus gibt uns Hoffnung, die weit über das Menschenmögliche hinaus geht, aber in zwischenmenschlich konkreten Zeichen und Handlungen bezeugt wird“, erklärte Bischof Wanke. Er plädierte unter anderem auch für eine „kulturelle Diakonie“ vonseiten der Kirche, die größtenteils von Ehrenamtlichen geleistet werden müsse. „Kultur und Kirche gehören zusammen wie auch das im weiteren Sinne Politische zu den Aufgaben der Kirche gehört.“ Dazu zähle die Vernetzung mit anderen sozial-karitativen Einrichtungen.
Als praktisches Beispiel nannte Theo Paul, Generalvikar der Diözese Osnabrück, das Montagstelefon. Eigens dafür qualifizierte Ehrenamtliche geben telefonisch Beistand für Menschen aus dem ländlichen Raum. „Besonders im Zusammenleben verschiedener Generationen auf Jahrhunderte alten Höfen kann es in den rasanten Veränderungsprozessen der Gegenwart zu schweren Konflikten und Zerwürfnissen kommen.“ Über 1400 Gespräche seien zwischen 1997 und 2005 am Montagstelefon geführt worden. Oft seien weitere Hilfen wie Ehe- oder Schuldnerberatung hinzu gezogen worden. „Wir dürfen als Kirche nicht in eine Ghetto-Mentalität verfallen. Wir sind aufgefordert zu fragen, was die Menschen vor Ort bewegt.“ Bischof Wanke betonte, dass es ein Gleichgewicht zwischen eine Seelsorge für bestimmte Ziel- und Altersgruppen und territorialer Seelsorge brauche. „Simple Patentrezepte, wie das in der Praxis umzusetzen ist, habe ich auch nicht.“
Bei allen Veränderungen gelte, dass kirchliches Leben und pastorale Strukturen kein Selbstzweck seien, betonte Dr. Karl Hillenbrand, Generalvikar des Bistums Würzburg. „Beide müssen sich stets daran messen lassen, ob sie einen besseren ‚Durchblick’ auf Gott und die Menschen ermöglichen.“ Gerade in einem Bistum wie Würzburg, in dem mehr als zwei Drittel aller Pfarreien weniger als 1000 Gläubige zählten, gewinne das Ehrenamt zusammen mit Gremien wie Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung zunehmend an Bedeutung. Zentral sei es, die „Kirche im Dorf zu lassen“ und in den Gemeinden das Bewusstsein zu fördern, dass das Profil kleiner Gemeinden sich nur in der Bereitschaft zur Kooperation in allen Bereichen des kirchlichen Lebens – Verkündigung, Liturgie und Diakonie – entwickeln könne. Ganz nach dem Leitwort „Miteinander selbständig“, das Bischof Dr. Paul-Werner Scheele in einem seiner letzten Hirtenbriefe ausgegeben habe. Anregungen hierfür sammle im Bistum Würzburg seit drei Jahren das Projekt „Land in Sicht“.
Gerade die momentane Situation der Kirche berge eine große Chance in sich, erklärte Schwester Edith-Maria Magar, Aufsichtsratsvorsitzende einer großen ordenseigenen Klinik. „Wir müssen Potenziale erkennen statt den Mangel zu beklagen. Es gilt sichtbar zu machen, dass die Verantwortung für die Kirche auf den Schultern des ganzen Gottesvolkes ruht und nicht nur auf denen weniger Hauptverantwortlicher.“ Bei den Waltbreitbacher Franziskanerinnen könne das heißen, weltliche Oberinnen einzusetzen, um das Sendungsvermächtnis auch dann in die Zukunft zu tragen, wenn keine Ordensfrau mehr zur Verfügung stehe.
„Wir ermutigen, Freiräume zu nutzen und zu gestalten“, lautet denn auch der Schlusssatz der vom Symposium verabschiedeten Anregungen für die Zukunft der Kirche auf dem Land.
(0506/0162; E-Mail voraus)