Würzburg (POW) Karitative Unternehmen können auf dem freien Markt nur erfolgreich sein, wenn sie ein klares christliches Profil zeigen. Das hat der Hildesheimer Diözesan-Caritasdirektor Dr. Hans-Jürgen Marcus beim 25. Jubiläum des Würzburger Orts- und Kreis-Caritasverbands am Freitag, 11. Juni, vor über 200 Gästen im Pfarrsaal der Würzburger Pfarrei Heilig Kreuz betont. Geschäftsführer Matthias Fenger, der durch die Veranstaltung führte, zeigte sich erfreut, dass trotz des gleichzeitig übertragenen WM-Eröffnungspiels so viele Gäste gekommen waren.
„Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit fordern sich gegenseitig heraus“, sagte Marcus. Er ging vor allem auf das Selbstverständnis der Caritas und den christlichen Mehrwert ihrer Dienste ein. Caritas-Unternehmen sollten mehr sein als nur soziale Anbieter und sich als Moralunternehmen verstehen, sie sollten wie Bioläden des Sozialsektors auftreten, das heißt kreative Ideen entwickeln und qualitativ hochwertige Produkte anbieten, und sie sollten sich als selbstbewusster und eigenständiger Lebensort von Kirche weiterentwickeln.
Der Orts- und Kreiscaritasverband Würzburg entstand am 1. Januar 1997 durch die Fusion der im Oktober 1985 getrennt gegründeten Caritasverbände für den Landkreis und die Stadt Würzburg. Er ist heute ein mittelständisches Sozialunternehmen mit 135 hauptamtlichen und rund 200 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Er unterhält unter anderem drei Sozialstationen, einen Caritasladen, einen Kinderhort und mehrere Beratungsstellen.
Ob er wegen der Finanzierung dieser Aufgaben schon mal schlecht geschlafen habe, wollte Moderator Franz Barthel in der Podiumsrunde vom Caritasvorsitzenden Werner Häußner wissen. Die vielen Kirchenaustritte und damit ein Schwund des Kirchensteueraufkommens würden der Caritas indirekt schaden, meinte Häußner. Manchmal habe er schon gedacht, wie das alles weitergehen solle. Immerhin mache sein Verband einen sechsstelligen Umsatz, wenngleich die Kirchensteuern in der Bilanz nur einen kleinen Teil ausmachten. „Der Stresstest in Sachen Finanzen steht uns noch bevor“, sagte Würzburgs Oberbürgermeister Georg Rosenthal. Stadt und Landkreis Würzburg sind wichtige Kooperationspartner für den hiesigen Caritasverband. Das Ehrenamt werde daher immer wichtiger, betonte der Oberbürgermeister, doch ihm sei auch klar, dass professionelles Wissen in der Sozialarbeit genauso wichtig sei und entsprechend bezahlt werden müsse. „Die Caritas wird es auch in 25 weiteren Jahren noch geben“, antwortete Landtagsabgeordneter Oliver Jörg auf die etwas provokante Frage Barthels, ob die Caritas eine Zukunft habe. Ihm und vielen anderen Politikern sei die Wichtigkeit der Caritas sehr wohl bewusst, erklärte Jörg. Um Sozialarbeit zu vereinfachen, schlug Marcus eine Reduzierung der Reglementierung und Dokumentationspflicht vor. „Wenn wir drei Altenheime drei Jahre ohne jegliche Rechtsvorschriften führen dürften, würden sie prosperieren“, war er sich sicher.
In ihren Grußworten bedankten sich Martin Pfriem, Direktor des Diözesan-Caritasverbands, und Landrat Eberhard Nuß beim Würzburger Caritasverband. Pfriem hatte als Geschenk die Nachricht mitgebracht, dass die Höhe der Zuschüsse 2011 die gleiche bliebe wie 2010. Das Grußwort des Landrats verlas seine Stellvertreterin Elisabeth Schäfer. Die Caritas sei eine feste Größe auf dem Land und praktizierte Nächstenliebe, schrieb Nuß. Er habe höchsten Respekt vor ihrer Arbeit. Der Kontakt zur Caritas sei auch ihr immer ein großes Anliegen gewesen, ergänzte Schäfer. Als Bankkauffrau habe sie darüber viel soziales Denken gelernt.
Bevor die Gäste in die anschließende Begegnung, den Gottesdienst und das Abendkonzert mit der Gruppe Taktwechsel entlassen wurden, zeichneten Geschäftsführer Matthias Fenger und Domkapitular Clemens Bieber stellvertretend für die vielen Ehrenamtlichen den Vorsitzenden Werner Häußner und Hans Zeiher, Vorsitzender des Thüngersheimer Krankenpflegevereins, als zwei langgediente Ehrenamtliche aus.
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