Würzburg (POW) Die neoromanische Westfassade des Würzburger Kiliansdoms ist bereits bis auf halbe Höhe freigelegt: Bei einer Presseführung am Freitag, 31. März, zeigten Baudirektor Joachim Fuchs vom Staatlichen Hochbauamt Würzburg, Dompropst Weihbischof Helmut Bauer und Bau- und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen Vertretern der Medien den Fortschritt der Bauarbeiten hinter dem blickdichten Gerüst. Die nach Worten von Fuchs „erstaunlich gut erhaltene alte Fassade“, die bislang von einer schlichten Bimssteinmauer aus dem Jahr 1960 verdeckt wurde, war bei Voruntersuchungen für die Außenrenovierung der Würzburger Kathedrale entdeckt worden.
„Ich lege Wert auf die Feststellung, dass der Abriss der Bimssteinwand keine einsame Entscheidung des Domkapitels ist“, sagte Weihbischof Bauer. Die 1960 zwischen den beiden Westtürmen errichtete Bimssteinmauer müsse aus statischen Gründen abgerissen werden, da sie andernfalls einzustürzen drohe. „Ich hätte Würzburg hören wollen, wenn wir einfach wieder eine Mauer hochgezogen hätten.“ Die jetzige Lösung sei in engster Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Hochbauamt entstanden, betonte der Dompropst.
„Wir würden heute über den ganzen Sachverhalt nicht diskutieren, hätte es nicht die Bombennacht vom 16. März 1945 und ihre Zerstörungen gegeben“, sagte Baudirektor Fuchs. Zwei gewichtige Indizien sprächen für den Schutzcharakter der Bimssteinmauer: Zum einen sei die Mauer ohne Verzahnung mit den Türmen und in sicherem Abstand von rund 30 Zentimetern vor der ursprünglichen Wand erbaut worden. Zum anderen sei der kunstvoll behauene Sandstein von Fensterrose, dreigliedriger Galerie und Uhrenöffnung nicht abgeschlagen worden. „Im Gegenteil: Man kann sehen, wie behutsam die Öffnungen mit Ziegelsteinen ausgemauert wurden.“
Im Zuge der Arbeiten sollen die Backsteine laut Fuchs entfernt, Galerie und Fensterrose weiter innen wieder zugemauert werden, um die Plastizität besser zur Geltung zu bringen. Die Uhrenöffnung von rund drei Metern Durchmesser werde vorläufig mit einer dunklen Platte verschlossen. Wann die vom Domkapitel beschlossene Uhr – möglicherweise das Modell, das früher vom Kilianshaus in Richtung Kiliansplatz die Zeit anzeigte – installiert wird, sei derzeit noch nicht absehbar, erklärte der Weihbischof.
Sehr zufrieden mit der von Hochbauamt und Domkapitel konzipierten Lösung zeigte sich auch Bau- und Kunstreferent Lenssen: „Dombaumeister Hans Schädel hat die schlichte Mauer immer als Interimslösung empfunden.“ Sie sei gebaut worden, weil zwei Architektenwettbewerbe kein ansprechendes Ergebnis für eine Neugestaltung gebracht hätten. „Auf einem seiner Pläne, den er mir gezeigt hat, war die Uhr freigelegt und auf dem spitzen Giebel ein Dachreiter vorgesehen“, sagte der Baureferent der Diözese Würzburg. Wohl deswegen sei in der ansonsten komplett mit Stahlbeton hinterblendeten Westfassade eine Aussparung im Bereich der Uhr gelassen worden.
Bereits verschwunden ist im Zuge der Freilegung der neoromanischen Fassade der in den 60er Jahren angelegte Balkon über dem Haupteingang. „Damals dachte man, dass dort Reliquien gezeigt oder der Segen erteilt werden könne – wie es in Aachen oder Trier Tradition hat“, erklärte Lenssen. Wenn alles nach Plan verläuft, will das Staatliche Hochbauamt die Arbeiten an der gesamten Außenfassade des Kiliansdoms im Oktober 2006 abschließen.
mh (POW)
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