Würzburg/Rothenburg ob der Tauber/Aufstetten (POW) Das Familienbuch der Rothenburger Patrizierfamilie Renger aus dem 16. Jahrhundert wechselt den Besitzer: Archivdirektor Professor Dr. Johannes Merz und Dr. Norbert Kandler vom Diözesanarchiv Würzburg überreichten das vor allem für die Stadt Rothenburg ob der Tauber wertvolle Archivale an die Leiterin des dortigen Stadtarchivs, Angelika Tarokic. „Das Familienbuch ist für die Forschung bestimmt, deshalb ist es besser in Rothenburg aufgehoben“, sagte Merz bei der Übergabe am Montag, 2. August, im Diözesanarchiv Würzburg.
Eine derartige Weitergabe eines Archivales ist nach Angaben von Archivdirektor Merz eher ein außergewöhnlicher Vorgang. Normalerweise würden Archive selten Archivalien an andere Archive abgeben. Für das Stadtarchiv Rothenburg bedeute das Familienbuch eine wunderbare Ergänzung, sagte Leiterin Tarokic. „Das ist ein außergewöhnlicher Glücksfall und etwas Wertvolles für das Rothenburger Stadtarchiv.“ Im Namen der Stadt Rothenburg dankte sie der Diözese Würzburg für das Familienbuch.
Das Archivale – vermutlich das Fragment des Familienbuchs – umfasst 39 Blätter. Hinzu kommen ein Kupferstich mit der Abbildung des Rothenburger Ratsherrn Fridericus Renger (1542-1602) sowie 16 kleine Papierstücke mit handgemalten Patrizierwappen. Das Familienbuch wurde 1989 bei einer Visitation des Pfarrarchivs in Aufstetten im Ochsenfurter Gau gefunden. Wie es dort hinkam, konnte bisher nicht geklärt werden. „Im Diözesanarchiv haben wir lange mit uns gerungen, dieses Buch nach Rothenburg zu geben“, sagte Kandler. Da das Archivale keinerlei Bezüge zur Diözese Würzburg oder ihrer Pfarreien aufweise, werde es kaum in einem Würzburger Archiv gesucht werden, unterstich Merz. „Deshalb erfolgt die Übergabe an das zuständige Stadtarchiv Rothenburg ob der Tauber mit der Auflage, es nach den allgemeinen fachlichen Standards zu erhalten und der Benutzung zugänglich zu machen.“
Die Familie Renger sei in Rothenburg bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt gewesen, erläuterte Tarokic. Familienbücher habe es sehr häufig gegeben. „Familien von bürgerlichem Rang hatten Familienbücher angelegt, um sich so ein adeliges Flair zu geben.“ In dem Familienbuch werden die Mitglieder der Familie Renger sowie Lebensdaten und Werdegänge der einzelnen Familienmitglieder genannt.
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