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Auf Tuchfühlung mit dem Leibrock Jesu

Würzburger Priester auf Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier – Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: „Leid der getrennten Christen darf nicht einfach hingenommen werden“ – Weihbischof Boom: „Gott gibt sein letztes Hemd für uns“

Trier/Würzburg (POW) Einen ökumenischen Akzent hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Priesterwallfahrt des Bistums Würzburg zum Heiligen Rock in Trier gesetzt. 35 Priester und Weihbischof Ulrich Boom nahmen daran teil. „Für uns heute ist es wichtig, den Leibrock Jesu als Symbol für die Einheit der Kirche zu sehen. Wenn diese Heilig-Rock-Wallfahrt dazu beiträgt, dass die Einheit im Glauben weiter gefördert wird, dann hat sie einen ganz besonderen Stellenwert und Sinn“, sagte Bischof Hofmann beim Wallfahrtsgottesdienst am Donnerstag, 3. Mai, im voll besetzten Trierer Dom.

Nach der Anreise mit dem Bus am Mittwochmorgen, 2. Mai, die Weihbischof Boom mit dem Morgengebet und dem Trierer Christusgebet gestaltete, erkundeten die Wallfahrer die römischen Wurzeln der Stadt bei einem geführten Rundgang. Im vierten Jahrhundert, als Kaiser Konstantin in Trier residierte, wohnten rund 70.000 Menschen dort und machten die Siedlung zur größten Stadt nördlich der Alpen. Aus dieser Zeit erhalten ist die Konstantinsbasilika, die ursprünglich als Palastaula diente und den größten Einzelraum umschließt, der aus der Antike erhalten ist. Preußenkönig Wilhelm IV. übertrug sie 1856 „auf ewige Zeiten der evangelischen Kirche“, die sie seither als „Kirche des Erlösers“ nutzt.

Nach dem Rundgang, der auch an die Porta Nigra, das historische Römertor und Wahrzeichen der Stadt, führte, feierte Weihbischof Boom einen Gottesdienst in der Benediktinerabtei Sankt Matthias, wo seit dem 12. Jahrhundert die Gebeine des Apostels verehrt werden und die beiden ersten Bischöfe des Bistums Trier, der heilige Eucharius und der heilige Valerius, beigesetzt sind. „Wir sind wie der Apostel Matthias aufgerufen, Zeugnis von der Auferstehung Jesu zu geben“, sagte der Weihbischof in seiner Predigt. Grundlage sei das Wissen, dass Gott jeden einzelnen ewig liebe. „Der Heilige Rock zeigt, dass Gott uns so sehr liebt, dass er sein letztes Hemd für uns gegeben hat.“ Gleichzeitig verwies der Weihbischof darauf, dass das letzte Hemd eines jeden Menschen keine Taschen habe. „Wir stehen in unserem Leben oftmals mit leeren Händen vor Gott und den Menschen.“ Kein Mensch könne die Einheit aller Christen bewirken, betonte der Weihbischof. „Wir können aber auf Gott vertrauen und so ein Zeichen der Einheit sein. Bitten wir den Herrn, dass wir ihm nachfolgen, so gut es geht.“

Am Abend hatten die Wallfahrer erstmals Gelegenheit, die Tunika in Augenschein zu nehmen, die der Überlieferung nach durch die heilige Helena, Mutter des Kaisers Konstantin, nach Trier gebracht wurde. Im Chorgestühl des Doms nahmen sie mit mehreren Hundert Wallfahrern und dem Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann am Abendlob teil. Dechant Benedikt Welter aus Saarbrücken machte sich Gedanken zur besonderen Bedeutung, die Dinge dadurch bekommen, dass sie von bestimmten Menschen genutzt wurden. Das „Vokalensemble 83 Saarbrücken“ umrahmte den Wortteil mit von Pjotr Illjitsch Tschaikowsky komponierten A-capella-Gesängen aus der russisch-orthodoxen Liturgie.

Bischof Hofmann feierte mit den Paderborner Weihbischöfen Manfred Grothe und Matthias König sowie zahlreichen Würzburger Priestern als Konzelebranten den Wallfahrtsgottesdienst am Donnerstag, 3. Mai. „Wir haben uns im Hohen Dom zu Trier eingefunden, um unserem Herrn Jesus Christus zu begegnen. Er ist das Ziel unserer Wallfahrt“, betonte der Bischof in seiner Predigt. Wie die Kirchenväter Cyprian von Karthago und Hieronymus interpretierte er das in Trier aufbewahrte nahtlose Gewand als Zeichen für die Einheit der Kirche und Verweis auf seinen Träger Jesus Christus.

„Gerade in unseren Tagen, in denen wir die Trennung der Christenheit schmerzlich im Widerspruch zum Willen Christi erkennen, ist die jetzige Ausrichtung der Wallfahrt unter dem Leitgedanken ‚Und führe zusammen, was getrennt ist‘ ein wichtiger gemeinsamer Schritt auf die erbetene Einheit zu.“ Die gemeinsame Aufgabe aller Gläubigen ist es nach den Worten von Bischof Hofmann, nach Wegen zu suchen, die Einheit des Leibes Christi wieder herzustellen. „Das Leid der getrennten Christen, das sich oft auch in konfessionsverschiedenen Familien abspielt, darf nicht einfach so hingenommen werden.“ Die Heilig-Rock-Wallfahrt könne helfen, sich neu auf Christus zu besinnen, der zur Einheit im Glauben aufrufe und Anfang, Mitte und Ziel des Daseins sei. Der Gottesdienst endete mit der gemeinsamen Verehrung des Heiligen Rocks durch den Bischof und die Konzelebranten.

Domkapitular Hans Wilhelm Ehlen, Pfarrer der direkt an den Dom angebauten Liebfrauenkirche, erläuterte den Würzburgern nach dem Gottesdienst in einer kurzen Führung die Besonderheit seiner Kirche. Zusammen mit der Elisabethkirche in Marburg gilt die in Form einer zwölfblättrigen Rose erbaute Basilika als älteste gotische Kirche in Deutschland und als bedeutendster und frühester gotischer Zentralbau des Landes. Von Trier aus führte der Rückweg die Wallfahrer in die Benediktinerabtei Maria Laach, wo unter anderem eine Führung durch das Kloster auf dem Programm stand, zu dem unter anderem eine eigene Glockengießerei gehört.

Die teilnehmenden Priester zeigten sich von der Wallfahrt sehr angetan. „Vor allem das stimmungsvolle Abendlob mit der Besinnung auf den Symbolgehalt gewöhnlicher Dinge hat mich sehr angesprochen“, sagte Pfarrer Peter Rüb, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Sodenberg, Wolfsmünster. Stefan Eisert, Pfarrvikar der Pfarreiengemeinschaft Sankt Hedwig im Kitzinger Land, Kitzingen, berichtete, er habe die Gegenwart Jesu spüren können und die Gemeinschaft genossen, die unter anderem beim Konzelebrieren erlebbar war. „Es ist schön, katholisch zu sein.“ Matthias Konrad, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Sankt Barbara und Unsere Liebe Frau, Würzburg, unterstrich, dass er eine besonders dichte und gläubige Atmosphäre bei den Gottesdiensten im Trierer Dom wahrgenommen habe. „Im Mittelpunkt steht der, der hinter dem Heiligen Rock steht: Jesus Christus.“ Organisiert hatte die Wallfahrt Thomas Vierheilig vom Pilgerbüro des Bistums Würzburg.

(1912/0498; E-Mail voraus)

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