Aschaffenburg (POW) Mit einer Jubiläumsnacht begeht am Freitag, 9. November, das Aschaffenburger Martinushaus den 40. Jahrestag seiner Einweihung. Von 19 Uhr bis Mitternacht besteht die Möglichkeit, bei verschiedenen Angeboten vom Keller bis zum Dach die unterschiedlichen Einrichtungen kennenzulernen, die dort zu Hause sind. Ein Gottesdienst mit Domkapitular Dr. Helmut Gabel am Sonntag, 11. November, dem Namenstag des Hauses, rundet die Feierlichkeiten ab.
Erste Überlegungen zum Bau eines katholischen Bildungshauses für die Stadt Aschaffenburg gab es bereits in den 1950er Jahren. 1967 wurde dann der Verein „Sankt Martinus-Haus in Aschaffenburg e.V.“ gegründet, mit dem die Idee an Fahrt aufnahm. Am 11. November 1972 schließlich weihte Bischof Dr. Josef Stangl das Haus ein. Der heilige Martin wurde schnell zum Markenzeichen des Hauses, das sich als katholisches Bildungs- und Sozialzentrum am Untermain versteht. Auch wenn die Erwachsenenbildung die Motivation war, die Planungen voranzutreiben, gab es von Anfang an weitere Institutionen unter dem Dach des Neubaus: Offene Jugendarbeit, Seniorenbetreuung, soziale Dienste wie die Familien- und Eheberatung, die Jugend- und Erziehungsberatung, die Caritas-Geschäftsstelle und die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) waren im Martinushaus untergebracht. Keinen Platz mehr fanden das Bischöfliche Jugendamt und die Christliche Arbeiterjugend (CAJ), die deswegen in einem in der Nähe gelegenen Gebäude in der Erthalstraße untergebracht werden mussten.
Das Martinushaus bildete gemeinsam mit dem schon etwas früher erbauten Kolping-Hotel eine Baugruppe. Mit dem Haus kamen nach einer kurzen Phase in den 1930er Jahren auch die Pallottiner nach Aschaffenburg zurück. Pater Josef Danko wurde erster Rektor des Hauses, Pater Dieter Speidel Leiter des Bischöflichen Jugendamtes. 1979 übernahm mit Pater Arnold Hartlaub ein weiterer Pallottiner die Pfarrei Sankt Agatha.
Anfang der 1990er Jahre wurde das Kolping-Hotel geschlossen. Nach einer Umbauphase zogen dort das Bischöfliche Jugendamt und mehrere Fachstellen der Caritas ein. 1996 kam Dr. Gabriele Lautenschläger als neue Rektorin, die Zeit der Pallottiner im Martinushaus ging zu Ende. Dann wurde der bauliche Zustand des Hauses immer kritischer: Verschleißerscheinungen im sanitären Bereich, ein undichtes Flachdach und die Feststellung, dass das Gebäude mit Schadstoffen belastet war, machten eine Grundsatzentscheidung notwendig. Da eine Sanierung sich nicht rechnete, wurde 2002 das alte Haus abgerissen und 2005 der von Architekt Otto Huttner entworfene Neubau eröffnet.
Nach Angaben von Dr. Hildegard Gosebrink, die seit 2011 als Rektorin für die Leitung des Hauses als auch für die Bildungsarbeit des von „Martinushaus“ in „Martinusforum“ umbenannten Vereins verantwortlich ist, wird das Haus nach wie vor dringend gebraucht. Gerade in einer Zeit, in der Kirchengemeinden in Pfarreiengemeinschaften zusammenarbeiten müssten, könnten die Angebote des Hauses und auch speziell die der darin verorteten Erwachsenenbildung nach ihren Worten eine wichtige Ergänzung sein. „Je größer die Pfarreiengemeinschaften werden, desto weniger Zeit haben die Hauptamtlichen vor Ort, sich um inhaltliche Fragen zu kümmern“, sagt die 43-jährige Theologin. Heute findet sich Altbewährtes wie die Vortragsreihe „Dienstagsgespräch“ oder die Tagesfahrten neben neueren Formen der Erwachsenenbildung, die vor allem auf kleinere Gruppen und Methoden mit Beteiligungsmöglichkeiten setzen.
Einen typischen Martinusforum-Besucher gibt es laut Gosebrink nicht: „Das ist gerade unsere Chance, dass wir je nach Veranstaltungsformat und -inhalt verschiedene Zielgruppen erreichen.“ Dass sich das Programm bewährt, zeigt sich an den Besucherzahlen: 2011 konnte man bei über 200 Veranstaltungen etwas mehr als 7000 Besucher begrüßen. „Es ist so etwas wie unser Alleinstellungsmerkmal, dass es bei uns so kunterbunt zugeht“, erklärt die Rektorin. Das gelte auch für das Haus, das bis heute viele weitere Organisationen von der Caritas über die Familienseelsorge bis hin zur offenen und verbandlichen Jugendarbeit unter einem Dach vereint. Für die Zukunft will Gosebrink die Zusammenarbeit über die einzelnen Dienststellen hinweg noch weiter forcieren. Und Michael Pfeifer, Bildungsreferent und Konrektor, ist sich sicher, dass das Haus mit seinem breiten Angebot und mit seiner Lage mitten in der Stadt auch in Zukunft gebraucht wird: „Je mehr sich kirchliche Arbeit auf Schwerpunkte konzentrieren wird, um einfach auch professioneller zu werden und bestimmte Zielgruppen ansprechen zu können, umso mehr spielt dieses Haus eine wichtige Rolle“, betont der Theologe. Für ihn ist das Haus als kirchliches Dienstleistungszentrum bereits heute so etwas wie ein zentrales katholisches Gemeindezentrum der Stadt Aschaffenburg.
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