Würzburg (POW) Ein positives Resümee haben die Teilnehmer einer berufsbegleitenden Fortbildung zum Thema „ars moriendi – Abschiedskultur in Pflegeheimen“ gezogen. Ein Jahr lang setzten sich Leitungskräfte und verantwortliche Mitarbeiter von acht unterfränkischen Pflegeheimen der Caritas mit Sterbe- und Trauerbegleitung auseinander. Diplomtheologe und Hospizseelsorger Joachim Kubisch leitete die Fortbildung im Auftrag des Diözesanverbandes der Caritas. „Ich fühle mich bestätigt, dass wir auf den richtigen Weg sind. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Trauer hat in unserem Haus viel Positives ausgelöst“, sagte eine Heimleiterin in der Abschlussrunde des Projektes.
Eine Projektgruppe hatte die Aufgabe übernommen, neue Erfahrungen einer bewussten Sterbe- und Trauerkultur in einige Häuser zu übertragen. Ausgewählt wurden dafür Heime der Carl von Heß´schen Sozialstiftung Hammelburg, das Antoniushaus der Franziskanerinnen in Oberzell, das Caritas-Seniorenzentrum Sankt Thekla und die Bürgerspitalstiftung zum Heiligen Geist in Würzburg. „Nach wie vor existieren im Kollegenkreis Ängste und Vorbehalte, mit Mitbewohnern und Angehörigen offen über den Tod zu reden“, erklärte eine Teilnehmerin während der Fortbildung. „Zu Hause in meiner Familie ist das Sterben eher verdrängt.“ Das Wissen über den Beginn des Sterbeweges, den eigentlichen Sterbevorgang und die Verabschiedung des Verstorbenen habe ihr daher sehr geholfen. Besonders spannend fanden die Teilnehmer das offene Gespräch mit Hausärzten. Fallbeispiele machten zwar unterschiedliche Standpunkte deutlich, zeigten aber auch Möglichkeiten einer besseren Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Pflegepersonal. Für eine ehrenamtliche Hospizhelferin, die per Los aus einem größeren Helferkreis ausgesucht worden war, war diese Schulung nach eigener Aussage „ein Glücksfall und Geschenk“.
Was bleibt sind auf jeden Fall neue Qualitätsstandards. Einige Häuser haben Leitlinien für ein würdevolles und selbstbestimmtes, möglichst schmerzfreies Sterben formuliert und in die Praxis umgesetzt. Dazu gehören intensive Beobachtungen körperlicher Veränderungen in der Finalphase, Mundpflege mit feuchten Stäben oder gefrorenen Lieblingsgetränken und schmerzmindernde Lagerungen. Nicht zu vergessen die individuelle räumliche Atmosphäre: Frische Luft, Lieblingsduft,
-musik und -licht, Kerze, Stille und Gebet sorgen für einen vertrauensvollen Abschiedsrahmen. Einige Häuser haben auf ihren Stationen „Abschiedskoffer“, Trauerrituale und -kreis, Abschiedsbücher mit Erinnerungen an den Verstorbenen oder Gedenktafeln und -schleifen eingeführt, die den Verlust von Mitbewohnern öffentlich machen.
Für das Jahr 2006 sind weitere „ars moriendi“-Projekte in Aschaffenburg, Münnerstadt und Würzburg geplant. Dafür wird Palliativpflege ausführlicher in den Kurs aufgenommen. Sie soll dabei helfen, den letzten Lebensweg eines Menschen möglichst schmerzfrei und nahe an seinen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten.
Paul Greubel (Caritas)
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